Was gibt es schöneres als ein Praxistest der BMW R 1250 GS Adventure in den Alpen? Es ist wahrscheinlich der Traum von allen GS-Fahrern in den Alpen zu fahren. So wollte ich auch immer mit der BMW R 1250 GS Adventure in den Alpen fahren und die traumhaften Straßen und die Ausblicke genießen. So habe ich mich auf den Weg Richtung Alpen gemacht und ich kann festhalten, dass jeder Meter auf der BMW Spaß gemacht hat. Vor allem der 136 PS starke Boxermotor und der sehr gute Windschutz haben den Praxistest der BMW R 1250 GS Adventure zu einer großen Freude gemacht.
Ich hatte für den Praxistest ein Budget von drei Tagen und bin in Berlin gestartet. Meine Planung war folgendermaßen:
- Erster Tag: Berlin Richtung Chiemsee.
- Zweiter Tag: Freie Fahrt in den Alpen und Österreich.
- Dritter Tag: Fahrt vom Chiemsee nach Berlin.
Praxistest Boxermotor mit ShiftCam-Technologie und 600 km Reichweite
Die Strecke von Berlin bis zum Chiemsee bin ich Autobahn gefahren. Allerdings wollte ich auch die Effizienz des Boxermotors in der Realität testen und bin sehr gemächlich und viel mit Tempomat (Reisegeschwindigkeit 120 km/h – 130 km/h) gefahren. Auch die zahlreichen und z.T. langen Baustellen garantieren eine ruhige Fahrt mit Tempomat auf entspannte 80 km/h eingestellt:). Beladen war ich mit beiden Koffern (Inhalt eine komplette Lederkombi samt Schuhen und Helm) sowie einem großen Rucksack, den ich mit Spinnen auf der Gepäckbrücke stabil und sicher befestigen konnte. Am Chiemsee und Österreich bin ich mit Sozia und Koffern gefahren. Durch das Dynamic-ESA war die Zuladung während der Fahrt nicht zu merken und der Boxermotor hatte keinerlei Leistungseinbußen durch das zusätzliche Gewicht. Ich war gespannt, ob sich das Gewicht in dem Verbrauch bemerkbar macht. In drei Tagen bin ich insgesamt 1600 Kilometer gefahren. Davon waren ungefähr 1400 Kilometer Autobahn in Deutschland.
Was ist der reale Verbrauch der BMW R 1250 GS Adventure?
Der reale Verbrauch der BMW R 1250 GS Adventure betrug nach der Reise bei insgesamt 1600 Kilometer 6,0 Liter Super Bleifrei. Dabei waren immer Koffer montiert und teilweise war die BMW vollbeladen mit Sozia. Es ist möglich sehr effizient zu fahren. Dabei ist das Tempomat Gold wert und holt noch mehr Kilometer aus der Tankladung. Ich habe mich bei dem Motorradkauf bewusst für eine Adventure aufgrund dem großen 30 Liter Tank entschieden. Für mich ist Effizienz und Reichweite ein wichtiges Argument beim Motorrad. In den drei Tagen war ich drei mal Tanken, davon einmal in Österreich (weil die Spritpreise ein Traum sind für deutsche Verhältnisse;)). Viel Zeit auf der Tankstelle verbringt man zum Glück nicht mit der BMW R 1250 GS Adventure.
Folgenden Zahlen habe ich dem Bordcomputer von BMW entnommen:
- Insgesamt nach 1600 Kilometern: 6,0 Liter
- Autobahn Berlin – Chiemsee: 6,5 Liter
- Alpen/Österreich (voll beladen): 5,7 Liter
- Autobahn Chiemsee – Berlin: 7,2 Liter
Reichweite von 600 Kilometer mit einer Tankladung
Da der Boxermotor mit wenig Benzin zufrieden ist sind Reichweiten von mehr als 600 Kilometer möglich. Die von BMW angegebene Reichweite von 600 Kilometern ist durchaus realistisch, allerdings bei geringen Reisegeschwindigkeit und nicht beladen. Aufgrund der 268 Kilogramm schweren Gewichtes der Adventure ohne Koffer ist der Verbrauch sehr moderat. Während der Fahrt regeneriert sich häufig die Restkilometeranzeige und es kommen noch Kilometer dazu. Dies fällt besonders bei Fahren mit Tempomat mit Geschwindigkeiten zwischen 80 – 100 km/h auf.
Hill-Start-Control im Test
Wie lässt sich die BMW Hill-Start-Control aktivieren? Die Hill-Start-Control lässt sich durch das Anziehen der Handbremse im Stand aktivieren und lässt sich manuell wieder durch die Anfahrt oder durch das nochmalige anziehen des Bremshebel lösen. Angezeigt wird die aktivierte Hill-Start-Control durch ein großes grünes „H“ im Connectivity-Display. Die Hill-Start-Control von BMW Motorrad ist ein nützliches Feature für eine sichere Anfahrt bei Steigungen oder sicheren Stand der Maschine während einer Pause.
Um einige Fotos zu machen wurde auf einer Almstraße eine Pause eingelegt. Allerdings war dort eine Steigung von 11 Prozent. Ich konnte somit nicht vom Motorrad steigen, ohne das es Gefahr gelaufen ist umzukippen. Also habe ich die Hill-Start-Control aktiviert und Fotos gemacht. Nun hatte ich die Aufgabe mit Koffern und Sozi bei der Steigung loszufahren. Ich habe zwei drei Anläufe gebraucht um den richtigen Schleifpunkt zu finden aber dank der Hill-Start-Control war eine sichere Anfahrt möglich. Ohne dieses Feature wäre es deutlich schwieriger geworden sicher anzufahren. Mein Vorgänger die BMW F 800 GS Adventure hat die Hill-Start-Control noch nicht und beladen bei Steigung wäre es wahrscheinlich deutlich schwieriger geworden sicher anzufahren. Die Hill-Start-Control ist ein nützliches Feature und absolut empfehlenswert. Es steigert die Sicherheit und Beherrschbarkeit der BMW R 1250 GS Adventure bei Steigung enorm.
Windschutz der BMW R 1250 GS Adventure
Ein häufig gehörtes Argument für die Adventure ist der Windschutz. Durch die massive Verkleidung der Adventure sind endlose Kilometer eine reine Freude. Die große Frontscheibe lässt den Wind während der Fahrt besonders bei der Brust gut vorbei leiten. Da ich relativ groß bin, guckt mein Kopf stets über der Scheibe hervor. Dies macht schnelle Geschwindigkeiten über 180 km/h auf Dauer sehr anstrengend für die Nackenmuskulatur.
Die Zylinder von dem Boxermotor sind ebenfalls sehr hilfreich beim Thema Windschutz. Die Schienbeine und Füße sind während der Fahrt gut hinter dem Zylinder platziert. So ist der Teil des Körpers vor Steinen und Dreck relativ gut geschützt. Im Winter sind die Zylinder eine wunderbare Heizquelle für Füße und Beine.
Windschutz bis 80 km/h
Der Windschutz bis 80 km/h ist sehr gut. Bei niedrigen Geschwindigkeiten bis 80 km/h wird der komplette Körper von Wind ferngehalten. Der Fahrtwind ist fast nur am Helm und den Armen zu spüren.
Windschutz bei 80 km/h – 120 km/h
Der Windschutz bei langsamen Reisegeschwindigkeiten von 80 km/h – 120 km/h ist tadellos. Bei diesen Geschwindigkeiten sind vom Windschutz und Sitzkomfort stundenlange Touren möglich. Die Beine liegen perfekt in der Verkleidung, sodass bei meinen Oberschenkeln kein Windhauch zu spüren ist. Auf Landstraßen ist die Fahrt bei diesen Geschwindigkeiten ein reinstes Vergnügen.
Windschutz bei 120 km/ – 180 km/h
Bei Geschwindigkeiten zwischen 120 km/h – 180 km/h fängt die Windschutzscheibe gerne an im Fahrtwind zu vibrieren. Dies ist nicht weiter störend, da die Scheibe sehr gut verbaut ist und nichts an der Verarbeitung der Frontscheibenhalterung zu bemängeln ist.
Windschutz bei Höchstgeschwindigkeit
Der Windschutz bei über 180 km/h bis zur Höchstgeschwindigkeit ist im Verhältnis immer noch gut. Bei der Fahrt vom Chiemsee nach Berlin war ich z.T. ziemlich schnell unterwegs um den Windschutz und den Verbrauch bei hohen Geschwindigkeiten zu testen. Bei unbegrenzten Autobahnabschnitten bin ich mit Koffern und bergab sowie etwas Rückenwind 230 km/h gefahren. Ich dachte ich sehe nicht recht. Bei Geschwindigkeiten über 200 km/h bin ich ausschließlich mit eingezogenem Kopf gefahren. Ich habe den Kopf hinter der Windschutzscheibe versteckt um die Nackenmuskulatur zu entlasten.
Quick-Shifter im Praxistest in den Alpen
Die Leistung in dem neuen Boxermotor mit ShiftCam-Technologie von 136 PS sowie 143 Newtonmeter sind ideal für Beschleunigungen mit dem Quick-Shifter. Durch den Quick-Shifter wird die Maschine in wenigen Sekunden auf Reisegeschwindigkeit beschleunigt. Beim hochschalten mit dem Quick-Shifter ist die Leistungskurve sehr Linear und der Fahrer wird konstant nach vorne geschoben.
Quick-Shifter ermöglicht kuppeln ohne Kupplungshebel
Durch den neuen Quick-Shifter ist es nun möglich ohne das Betätigen der Kupplung hoch- und runter zuschalten. Das Feature ist eine sehr gute Entlastung für die linke Hand und macht sehr viel Spaß zu nutzen. Die Beschleunigung mit Quick-Shifter ist eine reinste Freude, da die BMW wie eine Lokomotive konstant und mit einer unglaublichen Wucht nach vorne gepeitscht wird. Ich habe mir im Laufe der Zeit während freier Fahrt abgewöhnt die Kupplung zu betätigen. Der Fahrspaß nimmt mit dem Quick-Shifter nochmals zu. Auf den kleinen Almstraßen in Österreich habe ich allerdings lieber manuell mit Kupplungshebel geschaltet. Dadurch besteht eine bessere Kontrolle der BMW bei engen und kurvigen Straßen. Während einigen Abfahrten muss ich lediglich den ersten Gang einlegen um die Motorenbremse möglichst gut auszunutzen. Besonders bei der Abfahrt war an den Quick-Shifter nicht zu denken.
Gewicht der BMW 1250 GS Adventure während der Fahrt
Die BMW R 1250 GS Adventure wiegt fahrfertig 268 Kilogramm. Bis zu 485 Kilogramm mit Zuladung kann die Adventure schwer sein. Fast eine halbe Tonne Fahrgewicht ist eine Ansage. Der Vorteil ist allerdings, dass die BMW wie eine Lokomotive auf dem Asphalt liegt und sich weder von Wind noch von Steinchen o.ä. auf der Fahrbahn von der Fahrlinie abbringen lässt. Sie liegt sehr stabil auf dem Asphalt und selbst bei Höchstgeschwindigkeiten hatte ich nicht das Gefühl, dass das Vorderrad abheben will. Durch das Gewicht und den leistungsstarken Boxermotor wird man regelrecht auf die Straße gepresst. Das Gewicht ist auf Asphalt spielend leicht zu handhaben. Anders sieht es Offroad aus. Offroad sollten schwierige Passagen nicht unbedingt gefahren werden, da es schwierig ist auf losen Untergrund zu rangieren. Besonders beim Rangieren bei Gefälle ist eine gute Oberschenkelmuskulatur von Vorteil.
Hohe Verarbeitungsqualität der BMW R 1250 GS Adventure
Die Verarbeitung der BMW R 1250 GS Adventure ist absolut tadellos. Egal an welche Stelle man schaut, am Motorrad ist alles hochwertig verarbeitet. Sämtliche Hardware ist fest verbaut und es wackelt nichts. Die Armaturen sind hochwertig und wirken sehr robust. Die Koffer aus Aluminium lassen sich mit der Schlosshalterung fest montieren und durch die Kofferhalterung sind die Koffer fest mit der Gepäckbrücke verbunden. Selbst bei Geschwindigkeiten über 200 km/h sind die Koffer sicher angebracht und lassen das Hinterrad nicht schwingen oder ausbrechen. Die BMW R 1250 GS Adventure liegt wie ein Brett auf der Straße.
Für mich ist die Verarbeitungsqualität entscheidend. So habe ich bereits den Komfort von meinem Vorgänger der BMW F 800 GS Adventure erleben dürfen. Die Verarbeitungsqualität und besonders der Fahrkomfort der BMW R 1250 GS Adventure stellt die der 800er aber nochmal etwas in den Schatten. Alles wirkt bei der BMW R 1250 GS Adventure bulliger.
Leistung vom Boxormotor mit ShiftCam-Technologie in den Alpen
Die Leistung vom BMW Boxermotor der neuesten Generation ist beeindruckend. Der Boxermotor samt ShiftCam-Technologie mit zwei Zylinder hat einen Hubraum von 1253 cm³ bei 136 PS sowie 143 Newtonmetern. Im Vergleich zur vorherigen Generation hat der Boxermotor mit ShiftCam-Technologie mehr Leistung:
- Zweizylinder-Boxermotor Luft-/Wassergekühlt 1200 cm³: 125 PS bei 125 Newtonmeter (Nm)
- Zweizylinder-Boxermotor mit ShiftCam-Technologie 1250 cm³: 136 PS bei 143 Newtonmeter (Nm)
Die Leistung vom Boxermotor sind in jeder Lebenslage abrufbar. Mit einer zarten Bewegung am Gashebel wird die BMW mit einer ziemlichen Wucht nach vorne gepresst. Hierbei holt der Dynamic-Modus noch einige Prozente mehr aus dem Boxermotor heraus als im Road-Modus. Dabei kennt der Boxermotor im dritten oder vierten Gang bei Geschwindigkeiten zwischen 80 km/h – 120 km/h im Durchzug dank der 143 Newtonmeter kein erbarmen. Der Koloss wird mit einem Schlag nach vorne katapultiert, sodass ein breites Lächeln nicht ausbleibt. Dabei bleibt die Adventure wie eine Lokomotive auf ihrer Spur und beißt sich regelrecht in den Asphalt. Die Daten und Ausstattung der BMW R 1250 GS Adventure sind vielfältig.